Montag, 16. April 2012

Die Sache mit dem Schreiben


Die Sache mit dem Schreiben. Erst letztens, als ich mal wieder Artikel schmökernd auf dem Bett lag, viel mir diese Sache mit dem Schreiben auf.
Die Autorin hatte in ihrem Text Julia K. erwähnt. In einem kurzen Telefonat hatte Julia, eine Freundin der Autorin, von ihrem Leben im Büro erzählt und nach einer erneuten Verabredung gefragt. Drei Sätze. Mehr Informationen waren nicht über Juli gefallen. Dennoch hatte ich es geschafft mir in diesen drei kurzen Sätzen ein ganzes Bild von Julia zu machen.
Meine imaginäre Julia trug kurze dreiviertel lange rosa Hosen und hatte braune mittelange Haare (Pferdeschwanz!). Keine Brille. Julia war der lockere offene Typ, packte Sachen schnell an und hatte diese leicht maskuline Note.

Um zu meinem Punkt zurückzukommen (und Julia in Ruhe zu lassen), Menschen mögen das Unbekannte nicht. Und wie kein anderer schaffen wir es in Sekunden uns ein Bild von dem Gegenüber (dem Unbekannten!) zu machen. Trägt er etwa rosa? Wer da wohl die Hosen zu hause an hat?! Den Kalender vergessen und nach dem Autoschlüssel wird gekramt? Ob sie wohl immer etwas unordentlich ist?
Uns gegenüber grinst der berühmte erste Eindruck schelmisch in seine verdeckten Karten.

Ich lag also auf meinem Bett, die Katze schnurrte neben mir (der war jeder erste Eindruck egal. So lange es das richtige Futter gab war die Welt, mitsamt den Menschen darin, in Ordnung!) und ich überlegte wie sehr dieses Julia-Bild uns im wahren Leben wohl beeinflusste.

Erst letztens hatte ich eine wirklich nette Bekanntschaft gemacht. Schüchternheit auf beiden Seiten hatte zwar zu keinem Wortwechsel geführt, aber es hatte zum Austausch der Handynummern gereicht.
Und war zwar die Kommunikation zu vor gescheitert, tat das dem Sms-Fluss keinen Abbruch. Binnen eines Tages wusste ich alles und, wie sich herausstellte, nichts über die Person. Denn wenn wir schreiben sind wir anders. Ich zum Beispiel bin dann witziger, offener und schneller mit schnippischen Antworten. Ich Wirklichkeit würde man mich wohl eher in die stille-und-tiefe-Wasser-Ecke stecken.
Bei dem Treffen stellte sich dann heraus, dass er nicht der mutige Typ war sondern eher still und schüchtern und ich für meinen Teil, na ja, ich fand raus, dass Schüchtern überraschenderweise wohl nicht mehr in meine Charakterisierung passen würde.

Was ich sagen will. In einer Welt in der wir immer mehr auf das Geschriebene zurückgreifen und vielleicht immer weniger mit den wahren Menschen zu tun haben, sollten wir weiterhin im Kopf behalten, dass…ja was? Menschen wenn sie schreiben anders sind? Wir alle zwei Seiten haben?
Wahrscheinlich einfach, dass man weiterhin genauso dem Unbekannten gegenübersteht wie am Anfang, der erste Eindruck weiterhin zählt und zum Schluss Julia trotz allem doch das Nadelstreifen Kostüm und die Hornbrille bevorzugt.   


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